Schreiben des Leiters der Hauptabteilung Personenschutz an Erich Mielke, 24.9.1980
Neben den üblichen Umbauten, die vor dem Einzug neuer Politbüromitglieder in die Waldsiedlung auf deren Wunsch vorgenommen wurden, musste Haus Nummer 4 von Grund auf saniert werden. Solche Baumaßnahmen wurden – um die prominenten Bewohner möglichst nicht zu belästigen – durchgeführt, wenn die Häuser leer standen. Vor allem geräuschintensive Arbeiten sollten in der Waldsiedlung nur tagsüber stattfinden, wenn die Politbüromitglieder in Berlin waren.
Egon Krenz war auch mit 50 Jahren noch einer der jüngeren im Politbüro – Veranstaltungen mit Sportlern oder Jugendlichen fielen in sein Ressort.
Als Erich Honecker am 18. Oktober 1989 zum Rücktritt gezwungen wurde, trat Egon Krenz seine Nachfolge an. Von der SED als neuer „Hoffnungsträger“ gehandelt, musste auch er unter dem wachsenden Druck der Bevölkerung bald darauf seinen Posten räumen.
Eine seiner ersten Reisen im neuen Amt führte Krenz nach Moskau, zu Michail Gorbatschow. Demonstrativ versuchte er sich auch in einer neuen Offenheit gegenüber den Medien, wie hier in einem Interview mit Jan Carpentier vom Jugendmagazin „Elf99“. Aber viele DDR-Bürger zweifelten an der Aufrichtigkeit seines Reformwillens. Zu lebendig waren noch die Erinnerungen an seine lobenden Worte für die blutige Niederschlagung der chinesischen Demonstrationen wenige Wochen zuvor.
Schreiben einer Abteilungsparteiorganisation der SED an die Volkskammer der DDR, 4.12.1989
Die Absender geben ihrem Misstrauen gegenüber der eigenen Parteiführung Ausdruck und verlangen weitgehende Maßnahmen gegen die noch wenige Wochen zuvor allmächtigen Politbüromitglieder.